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Die zehn Gebote des "Alten Testaments"

 

moses390Laut Bibel empfing Moses von Gott auf dem Berg Sinai zehn Gebote. Die Zehn Gebote gelten im Judentum als das Herzstück der Thora und gehören im Christentum zu den Hauptquellen der christlichen Ethik:

 

1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an viele Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.

Kommentar bzw. Übersetzung: Nur der jüdische/christliche Gott ist der wahre Gott, alle anderen Götter sind falsch. "Ich der wahre Gott bin ein eifersüchtiger, rachsüchtiger Gott, der sich an jenen rächen wird und auch deren Kinder und Kindeskinder in Sippenhaft nimmt, die nicht nach meinen Geboten leben, aber denen Barmherzigkeit erweist die mich lieben und nach meinen Geboten leben." Gott kommt hier wie ein Diktator. Wer nach meiner Fasson lebt wird belohnt, wer nicht danach lebt wird bestraft.

 

2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

Kommentar bzw. Übersetzung: Wer gegen Gott spricht (Gotteslästerung) oder seine Existenz anderweitig anzweifelt, wird bestraft. Die Androhung von STRAFE ist immer wieder ein Hauptargument des "liebenden" Gottes. Aus Sicht der heutigen Etik ein völlig absurdes Gebot, denn es ist ein Verbot, anders zu denken, als die Kirchen es vorschreiben.

 

3. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbat und heiligte ihn.

Kommentar bzw. Übersetzung: Der Sabbat ist die hebräische Bezeichnung für Ruhetag. Er beginnt wie alle Tage im jüdischen Kalender gemäß Gen 1,5 am Abend und dauert von Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden Samstag. Im Christentum entstand die Feier des Sonntags aus dem jüdischen Sabbat. Dabei wurde der wöchentliche Ruhetag auf den „ersten Tag der Woche“ gelegt, an dem laut Mk 16,2 die Auferstehung Jesu Christi geschah. Grundsätzlich hat uns diese Regel den freien Sonntag gebracht, jedoch funktioniert diese Regel trotzdem nicht für alle. Menschen die zum Beispiel in der Gastronomie oder im Gesundheitswesen arbeiten, müssen dieses auch am Sonntag tun.

 

4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.

Kommentar bzw. Übersetzung: Nur Vater und Mutter? Nicht die Kinder, die Großeltern, nicht andere Mitmenschen? Und sollten nicht auch Eltern ihre Kinder ehren? Irgendwie fehlt da was.

 

moses kirchenfenster 6405. Du sollst nicht töten.

Kommentar bzw. Übersetzung: Das ist ja richtig. Aber wenn das auf alle Juden/Christen zutrifft (und das sollte es ja), wie erklärt man dann die Kriege der Christen und Juden, die Aufforderung des alttestamentarischen Gottes an die Gläubigen in seinem Namen ganze Völkerstämme auszurotten, von der vor allem Christen in ihrer 2000jährigen Geschichte rege Gebrauch machten.

 

6. Du sollst nicht ehebrechen.

Kommentar bzw. Übersetzung: Gut dieses Gebot wird vor allem von fundamentalistischen Christen hoch gehalten. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft hier ein ziemlich gewaltiges Loch, frei nach dem Motto: Ich predige das Eine, tue aber letztlich doch das Andere. Vor allem aus tief gläubigen Gegenden ist bekannt, dass die Menschen dort, sich zwar nicht scheiden lassen, um das Gebot zu beachten, jedoch auch dort genau so oft mit anderen Partnern Verhältnisse bestehen, wie woanders auch.

 

7. Du sollst nicht stehlen.

Kommentar bzw. Übersetzung: Ist wohl klar und entspricht natürlich den allgemeinen ethischen Grundlagen unseres Zusammenlebens, jedoch braucht man keine Religion um zu wissen, das man andere nicht beklaut.

8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Kommentar bzw. Übersetzung: Schlecht über andere zu reden und Lügen zu verbreiten gehört natürlich ebenfalls nicht zu den Tugenden der Ethik. Trotzdem tun es täglich viele Menschen und es gibt dabei keinen Unterschied zwischen Gläubigen und Menschen die keiner Religion anhängen. Also ist der Christ oder der Jude nicht besser, nur weil es in den Geboten ihrer "heiligen" Schriften steht.

 

9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

Kommentar bzw. Übersetzung: Dieses Gebot könnte man auch mit Nummer 7 zusammenfassen. Aber auch Neid und Mißgunst sind natürlich hier gemeint. Auch in unserem heutigen ethischen Grundkonsens, sind natürlich solche Verhaltensweisen negativ behaftet. Trotzdem sind manche Menschen leider neidisch und mißgünstig gegenüber ihren Mitmenschen. Auch zeigen Untersuchungen, das es keine Unterschiede von Verhaltensweisen zwischen Menschen christlichen Glaubens, anderen Religionen oder nichgläubigen Menschen gibt.

 

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel und noch alles, was dein Nächster hat.

Kommentar bzw. Übersetzung: Auch dieses Gebot kann man mit Nummer 7 und Nummer 9 zusammenfassen. Allerdings ist hier bezeichnend, das hier im historischen Kontext die Sklaverei als normal betrachtet wird. Als Besitz deines Nächsten werden hier Knecht, Magd, Rind, Esel in einem Atemzug mit Frauen genannt. Eine gesellschaftliche Abwertung der Frau und die Extistenz von Bediensteten als Besitz des Mannes (Herrschers), also einen gesellschaftlichen Zustand, den wir heute nicht nur aus ethischen Gründen radikal ablehnen. Bei einem Gott der angeblich solche Gebote in die Welt setzt, muß man sich schon fragen, wieso dieser mit seinen Geboten in einer kurzen historischen Epoche so eingegrenzt ist, dass er die gesellschaftlichen Konsequenzen solcher Gebote auch für kommende Jahrhunderte nicht sieht, obwohl er doch allmächtig und allwissend, sowie als ewiger und liebender Gott dargestellt wird.

 

Quelle der 10 Gebote: Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG und Altes Testament, 2. Mose 20,2-17; 5. Mose 5,6-2.

 

Insgesamt lassen sich die 10 Gebote auf wenige Eckpunkte zusammenfassen:

 

1. Du sollst nur Gott als Deinen Herrn anerkennen (1. und 2. Gebot)

2. Du sollst den Sabbat, Sonntag als Ruhetag ehren (3. Gebot)

3. Du sollst Vater und Mutter ehren (4. Gebot)

4. Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht lügen (5., 6., 7. und 8. Gebot)

5. Du sollst den Besitz der anderen achten (9. und 10. Gebot)

 

Für unser heutiges Verständnis ethischen Zusammenlebens sind diese Gebote selbstverständlich untauglich bzw. unvollständig.

 

Zusammenfassend muß man sagen, das die 10 Gebote im Zeitgeist ihrer Entstehung sicher ein Leitfaden für die Menschen waren. Heute jedoch gelten andere Prioritäten, da sich die Ethik auch immer dem jeweiligen Zeitgeist anpasst. Sicher gelten einige wenige Punkte heute genauso, andere nur noch im übertragenen Sinne und einige Punkte sind aus heutiger Sicht absolut absurd. Deshalb sollte man sich heute die 10 Angebote des evolutionären Humanismus von Michael Schmidt-Salomon anschauen. Diese habe ich auch in einem anderen Betrag verlinkt und sie sind eine prächtige Alternative zu den untauglichen 10 Geboten der Bibel.

 

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